Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals einen globalen Bericht zu Einsamkeit und ihren Folgen vorgelegt. Das Ergebnis ist alarmierend: Soziale Isolation und subjektive Einsamkeit werden als „unterschätzter Risikofaktor für Gesundheit und Wohlbefinden“ eingestuft. Laut den Forschenden ist Einsamkeit weltweit für fast 880.000 Todesfälle pro Jahr mitverantwortlich. Die gesundheitlichen Auswirkungen reichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über kognitiven Abbau bis hin zu Depressionen und Suizidalität.
„Das Thema Einsamkeit und seine Folgen wird in Deutschland über die Generationen hinweg noch unterschätzt“, betont Dr. Alexia Zurkuhlen, Vorstandsvorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). Der aktuelle Deutsche Alterssurvey zeige, dass sich Menschen in der Lebensmitte sogar einsamer fühlen als Ältere. Rund jede elfte befragte Person ab 43 Jahren beschreibt sich als „sehr einsam“. Besonders betroffen sind Alleinerziehende sowie Menschen, die neben ihrem Beruf Angehörige pflegen. „Die Betreuung eines An- oder Zugehörigen ist oft selbstverständlich, kann aber tatsächlich sehr einsam machen – unabhängig vom eigenen Alter“, so Zurkuhlen.
Sie weist zudem auf einen wichtigen Unterschied hin: Einsamkeit sei nicht mit Alleinsein gleichzusetzen. Während Alleinsein als wohltuende Auszeit empfunden werden könne, sei Einsamkeit eine existenziell belastende Erfahrung, die nach wie vor tabuisiert werde. Umso wichtiger sei es, das Thema offen anzusprechen und präventiv gegenzusteuern. Zurkuhlen fordert, dass Arztpraxen, Apotheken, Beratungsstellen, Vereine und Kommunen stärker einbezogen werden. Auch ehrenamtliches Engagement könne ein wirkungsvoller Weg sein, Kontakte aufzubauen und Einsamkeit vorzubeugen.