Fast 80 Prozent der Menschen in Deutschland halten die staatliche Unterstützung für pflegende Angehörige für unzureichend. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Sozialverbands Deutschland (SoVD). Für Niedersachsen hat dieses Ergebnis eine besondere Relevanz: Rund 85 Prozent der Pflegebedürftigen werden hier von Angehörigen zu Hause versorgt – häufig, weil sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben möchten, aber auch, weil ein Pflegeheimplatz für viele nicht bezahlbar ist.
„Pflegende Angehörige sind der größte Pflegedienst Deutschlands, bekommen aber viel zu wenig Unterstützung“, sagt Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Die vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag des Verbands durchgeführte Befragung bestätige dieses Bild deutlich. Viele Betroffene fühlten sich von der Politik allein gelassen. „Es fehlt an Wertschätzung und spürbarer Entlastung“, so Swinke. Aus Sicht des SoVD sei dieser Zustand nicht länger hinnehmbar.
Der Verband fordert daher von der niedersächsischen Landesregierung vor allem eine Stärkung und nachhaltige Finanzierung ambulanter Pflegedienste, da diese einen wichtigen Beitrag zur Entlastung pflegender Angehöriger leisten. Darüber hinaus brauche es mehr niedrigschwellige Unterstützungsangebote direkt vor Ort. Besonders wichtig sei jedoch, dass sich Niedersachsen auf Bundesebene für grundlegende Reformen einsetzt: für eine Pflegevollversicherung, die alle notwendigen Leistungen abdeckt, für die Einführung eines Familienpflegegeldes sowie für eine Pflege-Bürgerversicherung, in die alle einzahlen. Letztere wird laut Umfrage von rund 80 Prozent der Befragten unterstützt.
Für die Erhebung wurden zwischen dem 2. und 16. Oktober 2025 bundesweit 2.500 Personen ab 18 Jahren sowie zusätzlich 500 pflegende Angehörige online befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ.
